Iktome, der Spinnenmann, ist der Trickster der Sioux.
Da war einmal ein hübsches Mädchen, das war noch nie mit einem Mann zusammengewesen. Iktome war
begierig darauf, mit ihr zu schlafen. Also verkleidete er sich als Frau und ging zu ihr. Sie war gerade dabei, einen Fluß zu überqueren.
"Hou mashkie, wie geht es, meine Liebe?" sprach er. "Laß uns zusammen hinüberwaten."
Sie hoben den Saum ihrer Kleider und platschten durch das Wasser.
"Du hast aber viele Haare an den Beinen", sagte das Mädchen zu Iktome.
"Ach weißt du", erwiderte er, "das kommt, weil ich etwas älter bin als du. Wenn die Frauen älter werden, ist das so."
Das Wasser wurde tiefer, und sie mußten ihre Röcke noch mehr lupfen. "Auch auf dem Rücken hast du viele Haare", wunderte sich das Mädchen.
"Bei manch einer von uns ist das eben so", sagte Iktome.
Das Wasser wurde abermals tiefer, und nun mußten sie ihre Kleider ganz hochnehmen.
"Was ist denn das für ein merkwürdiges Ding, das zwischen deinen Beinen baumelt?" fragte das Mädchen, das noch nie einen nackten Mann gesehen hatte.
"Ach", meinte Iktome, "das ist eine Art Geschwür. So etwas wie eine Warze, weißt du."
"Für eine Warze ist es aber ziemlich groß."
"Ja weißt du, ein böser Zauberer hat es mir auf den Hals gewünscht. Es ist hart und fest, und es schmerzt. Es ist im Weg. Ach, ich gäbe etwas dafür, wenn ich es los wäre."
Meine ältere Schwester", sagte das Mädchen, "du tust mir leid. Wir könnten doch das Ding vielleicht einfach abschneiden."
"Nein, nein, jüngere Schwester. Ein Zauberer hat es wachsen lassen. Es gibt nur eine Möglichkeit, um es loszuwerden."
"Und die wäre?"
"Ach, meine Liebe, diese einzige Möglichkeit bestünde darin, daß du es zwischen deine Beine nimmst."
"Wenn das so ist. Nun, ich denke, wir Frauen müssen einander helfen!"
"Ja, meine Liebe. Danke, das ist wirklich sehr freundlich, daß du es so siehst. Warte, bis wir
durch den Fluß gewatet sind, und dann laß uns dort hingehen, wo das Gras weich ist."
Der Spinnenmann, der sich verstellte, hieß also das Mädchen sich ins Gras legen, streckte sich über ihr aus und drang in sie ein.
"Ach", sagte das Mädchen, "es ist wirklich eine gar zu große Warze. Es schmerzt auch ein wenig bei mir."
Iktomes Gemächte hatte sich entladen, und er stieg von dem Mädchen. Das Mädchen schaute sich die Warze an und sagte dann: "Aber sie ist schon viel kleiner geworden."
"Gewiß, aber längst nicht klein genug", erwiderte der Spinnenmann. "Das ist harte Arbeit. Laß mich Atem schöpfen. Dann können wir es noch einmal versuchen."
Nach einer Weile bestieg er das Mädchen abermals.
"Es ist merkwürdig", sagte das törichte Geschöpf, "aber mir scheint, nun ist es schon wieder größer geworden. Wirklich, das ist Zauberei."
Iktome antwortete nicht. Er war beschäftigt. Er schüttete sich abermals aus und rollte sich zur Seite.
"Kaum Besserung", sagte das Mädchen.
"Wir müssen geduldig sein und Ausdauer haben", antwortete Iktome.
Also versuchten sie es nach einer Weile abermals.
"Tut es dir wirklich so weh, meine Liebe?" fragte Iktome das Mädchen.
"Ziemlich", erwiderte sie kleinlaut.
"Versuche ganz tapfer zu sein", hieß er sie, "beiß die Zähne zusammen und ertrage den Schmerz!"
"Ich will es versuchen", sagte das Mädchen, und nach einer Weile, bei ihrem vierten Heilungsversuch, murmelte sie: "Eigentlich ist es gar nicht so unangenehm. Aber ich glaube, ältere Schwester, ganz und gar wirst du dieses merkwürdige Ding da nicht mehr los!"
"Ich habe auch meine Zweifel", erwiderte Iktome.
"Nun", sagte das törichte Mädchen altklug, "mann kann sich an alles gewöhnen."
"Ja, Liebe", antwortete der Spinnenmann, "man muß einfach damit leben und das Beste
daraus machen. Aber komm, versuchen wir es einfach noch einmal."