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Jahrzehntelang blühlten die Pferdekulturen der Prärie-Stämme. Weiße Forschungsreisende, Trapper und Händler kamen und gingen; ihnen folgten Missionare, Bergarbeiter und Siedler, die die Great Plains auf ihrem Weg nach Oregon, Kalifornien, Salt Lake City oder anderen Reisezielen westlich der Prärie-Stämme durchquerten. Zwar stellten die Amerikaner keine kritischen Forderungen an die Stämme, ihnen Gebiete in den Great Plains abzutreten, aber der zunehmende Verkehr verscheuchte das Wild, zerstörte die Plätze, wo die Indianer Wildgemüse, Wurzeln und Beeren zu sammeln pflegten, verschmutzte Wasserquellen und verbreitete Masern, Keuchhusten und andere gefürchtete Krankheiten. Als dann in den Jahren 1858 und 1859 am South Platte River am Fuß der Rocky Mountains in Colorado Gold gefunden wurde, strömten die Massen mitten durch die Bison-Jagdgründe der Cheyenne, Arapaho, Sioux, Kiowa und Comanche.
Erfolglos versuchte die Regierung, die Indianer von den verschiedenen Reiserouten der Einwanderer fernzuhalten. Den Lakota befahl man, nördlich des Oregon Trail und seiner Nebenrouten am South Platte zu bleiben, die beide nach Denver führten. Im Süden versuchte die Armee vergeblich, die Kiowa und Comanche südlich des Arkansas River zu drängen. In dem riesigen Gebiet zwischen dem Platte und dem Arkansas führte eine dritte Route von Kansas nach Colorado mitten durch jene Jagdgründe der Tsitsista (Cheyenne) und Arapaho, die ihnen 1851 vertraglich garantiert worden waren. 1861 versuchten Unterhändler der Regierung, den Vertrag zu brechen und die zwei Stämme dazu zu zwingen, in eine unwirtliche Reservation im Südosten Colorados zu ziehen, doch die Indianer weigerten sich.
Während einige Häuptlinge die Krieger auf die Verteidigung ihres Landes vorbereiteten, versuchten andere, Krieg um jeden Preis zu vermeiden, um ihrem Volk Leid und Tod zu ersparen. Die Cheyenne-Häuptlinge Black Kettle und White Antelope hatten sich lange um die Freundschaft mit den Vereinigten Staaten bemüht. Im Jahr 1861 hatten sie zugestimmt, den Bruch des Vertrags von 1851 zu akzeptieren und in ein Reservat zu gehen. Dann waren sie nach Washington gereist, um sich mit Präsident Lincoln zu treffen; Lincoln überreichte Black Kettle eine große amerikanische Fahne und verlieh White Antelope einen Friedensorden.
Als jedoch im Jahr 1864 Freiwilligenkorps die Indianer angriffen und daraufhin kleine Trupps von Kriegern Vergeltung übten, wuchsen die Gerüchte um einen großen Indianerkrieg, der Denver und die Goldminen in Colorado vom Rest des Landes abschneiden würde. Black Kettle und andere Cheyenne- und Arapaho-Anführer waren beunruhigt und brachen nach Denver auf, um mit Territorial Governor John Evans und dem Militär-Befehlshaber von Colorado, Colonel John Chivington, zusammen zukommen, die beide politisches Kapital aus der Unterdrückung der Indianer zu schlagen hofften. Als Black Kettle beiden Männern gegenüberstand, sagte er:
Wir bitten nur um eins: daß wir Frieden mit den Weißen haben dürfen. Ich möchte, daß ihr allenWas Black Kettle und die anderen Anführer aus Denver mit auf den Weg nahmen, sah wie eine Bürgschaft von Evans und Chivington aus: Sie könnten in der Nähe von Fort Lyon im südöstlichen Colorado Schutz suchen unnd dort ihr Lager aufschlagen. Aber die Welt der Cheyenne war geteilt. Die Dog Soldiers, die Krieger-Gemeinschaft der Cheyenne, wollten für ihre Heimat kämpfen. Sie zogen nach Norden, um sich den Lakota und den Nördlichen Cheyenne anzuschließen, die Widerstand leisten wollten. Black Kettle zog nach Süden in die versprochene Sicherheit von Fort Lyon.
Häuptlingen der Soldaten hier zu verstehen gebt, daß wir Frieden wollen und daß wir Frieden
geschlossen haben, damit wir von ihnen nicht für Feinde gehalten werden ...
Unter den Cheyenne, die mit Black Kettle zogen, war auch George Bent, Sohn des bekannten weißen Pelzhändlers William Bent und seiner Cheyenne-Frau Owl Woman. George Bents Briefe und Berichte erzählten der Welt des weißen Mannes die indianische Version dessen, was dann geschah:
Also ließ Black Kettle unser Camp am Smoky Hill abbauen und zog hinunter zum Sand Creek,Aber die Befehle, die Colonel Chivington seinem Freiwilligenheer aus erbitterten Indianerhassern vermitteln ließ, zeugten von einer anderen Einstellung: "Die Cheyenne müssen vernichtend geschlagen werden, bevor sie Ruhe geben. Wenn ihr Cheyenne in eurer Nähe erwischt, tötet sie; anders geht es nicht."
ungefähr 40 Meilen nordöstlich von Fort Lyon. Alle Indianer waren fest davon überzeugt, daß
sie hier unter Schutz standen und daß bald Frieden geschlossen würde.
Die meisten, die sich in den Gräben versteckten, waren verwundet worden, bevor sie ihren Unterschlupf erreichen konnten; dort lagen wir den ganzen bitterkalten Tag lang vom frühen Morgen bis es fast dunkel war, und die Soldaten waren überall um uns herum; fast die ganze Zeit über hielt der schwere Beschuß an. Ungefähr um 5 Uhr zogen sie endlich ab. Auf ihrem Rückzug bachabwärts töteten sie alle Verwundeten, die sie finden konnten, und skalpierten und verstümmelten die Toten, die über zwei Meilen im trockenen Bachbett verstreut lagen.Als die Überlebenden in der Dämmerung aus ihrem Versteck krochen, sahen sie erst, welch furchtbares Gemetzel hier stattgefunden hatte - ihre Lieben, sogar Babies und schwangere Frauen, von Chivingtons Soldaten aufgeschlitzt und brutal verstümmelt, ihr Dorf zerstört, die Nahrungsvorräte für den Winter und die Decken geraubt. Der verwundete George Bent versuchte gemeinsam mit anderen Indianern, sich auf der gefrorenen Prärie warm zu halten:
Diese Nacht wird nie in Vergessenheit geraten, solange einer von denen noch am Leben ist, die sieBlack Kettle fand seine Frau mit neun Schußwunden im Körper. Wie durch ein Wunder hatte sie überlebt. Doch über 150 Indianer waren abgeschlachtet worden. Schließlich kämpften sich die Überlebenden über die Prärie bis zu einem Lager der Cheyenne Dog Soldiers am Smoky Hill River durch, wo sie Kleidung, Essen und Pferde bekamen. Black Kettle fühlte sich verraten und war verbittert. "Ich glaubte einmal, daß ich der einzige sei, der darauf beharrte, der Freund des weißen Mannes zu sein", sagte er. "Aber jetzt, da sie uns unsere Zelte, unsere Pferde, einfach alles geraubt haben, ist es schwer für mich, den weißen Männern noch irgend etwas zu glauben."
durchgemacht haben. Es war bitterkalt, der Wind pfiff über den Boden, auf dem wir lagen, und niemand
konnte sich warm halten. Viele, die ihre Frauen, Männer, Kinder oder Freunde verloren hatten, gingen
den Bach hinunter und krochen zwischen den nackten und verstümmelten Körpern der Toten über das
Schlachtfeld. Wenige fanden wir noch lebend vor, denn die Soldaten hatten ihre Arbeit gründlich getan.
Im Jahre 1867 rief die Regierung die Stämme der Südlichen Prärien zusammen, darunter auch die Südlichen Cheyenne, und plante bei einer Vertragsverhandlung am Medicine Lodge Creek in Kansas für sie zwei große Reservationen im westlichen Teil des Indianischen Territoriums ein. Viele Gruppen, darunter auch die Dog Soldiers der Cheyenne und verschiedene Splittergruppen der Kiowa und Comanche, wollten mit Reservationen nichts zu tun haben. Black Kettle aber war trotz seiner Niederlage immer noch der Meinung, daß Widerstand hoffnungslos sei. Im Spätherbst 1868 brachte er seine eingekreiste Schar Überlebender vom Stamm der Südlichen Cheyenne in ein Lager am Washita River in einer der neuen Reservationen. Die meisten jungen Männer hatten ihn mittlerweile verlassen und sich indianischen Widerstandskämpfern angeschlossen.
Während sich Black Kettle friedlich niederließ, schickten die Vereinigten Staaten Kolonnen von Soldaten mit dem Befehl los, die Südlichen Prärien nach Indianern zu durchkämmen.
Im November verfolgte die 7. Kavallerie unter der Führung von Lieutenant Colonel George Armstrong Custer einen Cheyenne-Kriegertrupp zu Black Kettles Dorf. " Diese Krieger, die zu Black Kettles Dorf kamen ...", erklärte George Bent, "erweckten den Eindruck, daß Black Kettles Stammesgruppe feindlich gesinnt sei, obwohl sie nicht zu seiner Gruppe gehörten."
Im Morgengrauen des 27. November 1868 stürmten Custers Truppen in Black Kettles schlafendes Dorf. George Bent war zwar nicht dort, aber anhand dessen, was ihm indianische Verwandte und Augenzeugen des Stammes erzählten, konnte er vom zweiten Überraschungsangriff auf die Gruppe - fast auf den Tag vier Jahre nach dem ersten Überfall - und vom Tod ihres vom Unglück verfolgten Häuptlings berichten:
Black Kettle stieg auf sein Pferd, half seiner Frau hinter sich hinauf und begann, den Washita RiverAn dem Tag, an dem Black Kettle und seine Frau starben, wurden noch 101 weitere Südliche Cheyenne getötet. In seinem Streben nach Frieden hatte der Häuptling sein Volk, das er retten wollte, ahnungslos zweimal in den Tod geführt. Worte, die er in einem seiner vielen Beratungen mit Weißen gesprochen hatte, hingen wie eine Grabinschrift in der eiskalten Luft über dem zerstörten Dorf am Washita River:
zu überqueren, aber beide stürzten am Flußufer von Kugeln durchsiebt zu Boden ... Die Soldaten
ritten genau über Black Kettle und seine Frau und über ihr Pferd hinweg, die tot auf dem Boden
lagen; ihre Körper wurden von den angreifenden Soldaten über und über mit Schlamm bespritzt.
Wenn mir auch Unrecht geschehen ist, lebt doch die Hoffnung in mir. All meine indianischen Freunde
zögern - sie fürchten sich herzukommen; sie fürchten, verraten zu werden, wie ich verraten worden bin.